The Waterboys | Biografie

The Waterboys wurden in den 80er in einem Atemzug mit REM und U2 genannt und deren charismatischer Kopf, Mike Scott wurde mit seinen gedankenschweren Selbstreflexionen in Rock zu einer ähnlichen Kultfigur wie Michael Stipe. Nach einer 25 Jahren als einer der besten Bands der Rock, Pop und Folk Geschichte, veröffentlicht Mike Scott jetzt das erste Live Album seiner schillernden Karriere. Ausgewählt aus den besten Performances aus mehr als 30 Konzerten von 2003 und 2004, Tourneen durch Irland und England, zeigt ‚Karma to Burn’ alle Facetten dieser faszinierenden Band auf. Das Album ist wahrhaftig so roh, einzigartig, mitreißend, emotional und spirituell, wie man es sich als Waterboys Fan wünschen würde: Tapeten von der Wand holender Rock and Roll, perfekter Pop, keltische Traumwelten und akustische Soulnummern. Mike Scott ist an den Ursprung zurückgekehrt und produziert wieder den ‚Big Sound’.

Als der Schotte Mike Scott 1983 in Edinburgh The Waterboys ins Leben rief, taufte er seine Band nach einer Zeile von dem Stück „The Kids“ in Lou Reeds 73’er Album „Berlin“. Und prompt führte es die Waterboys zu ihrem allerersten Konzert überhaupt dann auch nach Deutschland: Dieser legendäre Event fand am 18. Februar 1984 in der Batschkapp in Frankfurt statt. Und es waren diese Live-Auftritte, die den ständig wachsenden Erfolg der Waterboys begründeten. David Gray, der bei einem jener ersten Konzerte zu Gast war, kann sich bis heute noch daran erinnern: „Sie spielten für 2 ½ Stunden – und legten dann Cover-Songs nach und begannen zu jammen. So was hatte ich noch nie zuvor gesehen. Ich sah The Smiths – und das war großartig – aber was ihnen fehlte, war diese Leidenschaft. The Waterboys spielten einfach immer weiter, es war ‘fuckin’ fantastic’! Ich trug diesen Gig für Jahre in mir. Sie waren wie niemand sonst.”
Und das ist so geblieben. Egal zu welchem Album, egal in welcher Besetzung, egal an welchem Ort – nennt es Folkrock oder Folk-Pop oder musikalisch/ästhetisch auf den Punkt gebrachte Poesie/Magie/Philosophie: Jedes Konzert der Waterboys ist etwas ganz Besonderes – und deshalb in der Regel ausverkauft.
„Karma To Burn” beinhaltet full-Band Versionen von “Medicine Bow”, “Peace Of Iona”, “My Dark Side”, “Fisherman's Blues”, “Long Way To The Light”, “Glastonbury Song”, “The Whole Of The Moon” + plus ein 13-minütiges “The Pan Within” sowie Drei-Mann-Performances von “Bring 'Em All In”, “Open” und “The Return Of Jimi Hendrix”. Außerdem hält das Album zwei grandiose Cover-Stücke parat: Rodney Crowell's Country-Schönheit “A Song For The Life” (mit Gast-Akkordeon-Spielerin Sharon Shannon) und den romantischen Boudleaux & Felice Bryant-Klassiker “Come Live With Me”, der seit vielen Jahren ein Waterboys Konzert-Favorit ist. Ausgewählt wurden die Tracks natürlich von Mike Scott. Gemixt hat sie Waterboys' Soundmann Chris Madden – und der hat auch dafür gesorgt, dass sich dieses Album so definitiv gar nicht nach einem „normalen“ Live-Album anhört. Sieht man von dem frenetischen Applaus ab, der sich ab und an hinter die einzelnen Songs schleicht, könnte man sogar glauben, dass es sich um ein neu eingespieltes Studio-Album handelt: so perfekt klingt der Sound!

Mike Scott, der das einzige konstante Mitglied der Band ist (über 40 Musiker hatten in ihrem Leben die Ehre, sich eine kurze Zeit lang einen „Waterboy“ nennen zu dürfen) und seine beiden derzeitigen Waterboys Richard Naiff (key) und Steve Wickham (Violine), wurden auf diesen Konzerten begleitet von einer zweiköpfigen R&B-Rhythmussektion, bestehend aus Carlos Hercules (dr) und Steve Walters (Earth Resonator), die ohne weiteres als London’s Antwort auf Sly & Robbie herhalten können. Einer aber geht in seiner Performance über die Grenzen. Was der wiedergewonnene Mitstreiter Steve Wickham auf der Violine spielt, ist unglaublich. So sagt auch Mike Scott über seinen Freund: “Steve ist wahrscheinlich der beste Rock-Violinspieler aller Zeiten; niemand kommt ihm nahe“. Hören sie sich‚ Peace of Iona’ an, danach wollen Sie nichts anderes mehr hören.
Es folgt nur noch atemlose Stille. Andacht. Hm. Warum also sollte sich ein deutscher Fan, der das Glück hatte The Waterboys 2003 auf einem ihrer wenigen – aber umwerfend guten – Konzerte in Deutschland in derselben Besetzung zu erleben, für ein Live-Album interessieren, das in England und Irland „entstanden“ ist?

Die passende Antwort darauf gab der charismatische und durch seine holistisch und pädagogisch spirituellen Erfahrungen in der Findhorn Kommune im Nord-Osten von Schottland geprägte Mike Scott direkt nach dem Waterboys-Konzert am 01.08.2003 im Stadtgarten in Köln: Mike Scott: „Darüber denke ich in der Regel nicht viel nach. Wenn, dann würde es mich eher unwillkürlich beeinflussen. Natürlich weiß ich bereits eine Menge über Deutschland und das deutsche Publikum, denn ich habe hier oft gespielt. Und wenn ich einen Auftritt in Köln habe, ist mir natürlich bewusst, dass ich mich im wirklich sehr westlichen Ende von Deutschland aufhalte – und das ist zum Glück sehr viel näher an England, ist näher an Holland und so weiter. Und vielleicht mag das ein etwas anderes Feeling sein, als wenn ich z.B. vor einem Publikum in Berlin spiele. Aber ich müsste schon in weiter entfernte Länder gehen, bevor ich tatsächlich bereit wäre, das Set zu ändern: wegen dem Publikum. Vielleicht in Spanien oder Italien, wo ich aufgrund des teilweise “ausrastenden” Publikums vielleicht das Set ändern müsste (verzieht sein Gesicht): wegen dem Land... Denn, du musst wissen: Auf der Bühne bediene ich nicht das Publikum – sondern ich diene dem Song. Auf der Bühne wachsen sie, die ganze Zeit – und sie verändern sich: von Nacht zu Nacht.“

Und genau das ist es, was dieses The Waterboys „Karma To Burn“-Live-Album so spannend macht. Zuzuhören und live zu „erleben, erfühlen – zu erfahren“, wohin sich diese Songs, die man so gut zu kennen glaubt, entwickelt haben.

Skyline