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Zervas & Pepper| Biografie
Laurel Canyon ist wieder en vogue. Gemeint ist weniger die legendäre Wohngegend in Los Angeles, eher das sich in kosmischer Folkgrandezza ausdrückende Lebensgefühl. Der kalifornische Traum zwischen Blumenwiese, butterweichen Melodien und Buffalo Springfield. Was früher Crosby, Stills & Nash, Joni Mitchell und Neil Young waren, sind heute Jonathan Wilson, die Dawes oder Father John Misty, die allesamt ganz tief in den Laurel Canyon Spirit zwischen harmonischem Schönklang und intellektuellem Tiefgang eintauchen. Das gilt auch für das walisische Duo Zervas & Pepper, das in diesen Tagen mit „Abstract Heart“ sein drittes und von der britischen Presse umjubeltes Album vorlegt. Auch David Crosby ist begeistert. Vielleicht wiegt das Verdikt des Godfathers des Laurel-Canyon-Sounds sogar mehr als manches Kritikerlob. „Ich mag Zervas and Pepper“, twitterte er jüngst, „gute Musik...toller Gesang.“ Recht hat der gute Mann und Crosby, der schon immer zu den großen Idolen des Duos gehörte und den die beiden Waliser aus Cardiff in Los Angeles jüngst persönlich kennengelernt haben, muss es schließlich wissen.
Schon der Vorgänger, das Studioalbum „Lifebringer“ aus dem Jahr 2013, ließ manche Kritiker ins Schwärmen kommen. Die britische Times bedachte das Album mit vier Sternen und die Sunday Times beschrieb das Album als „eine der fröhlichsten, frischesten und melodischsten Erfahrungen des Jahres“, während der Observer „ein Album großer Himmelsweiten und Canyons“ erkannte. The Guardian nahm das Album am Ende des Jahres auf seine Empfehlungsliste „versteckter Juwelen“. Zu diesem Zeitpunkt hatten Kathryn Pepper und Paul Zervas (mal als Duo, mal als sechsköpfige Band) bereits glänzende Auftritte bei einigen der renommiertesten Festivals wie Glastonbury, Green Man und dem Hyde Park Festival von BBC 2 absolviert. Auch Radiokoryphäen wie Janice Long („just fantastic“), Terry Wogan, Don Letts und Bob Harris haben sich als kontinuierliche Fans erwiesen und mit dazu beigetragen, dass Songs wie „Startin’ Over“ und „Cigar Store Indian“ (beide vom 2011 erschienenen Debütalbum „Somewhere In The City“) und das superbe „Buffalo Crow“ zu kleinen Radiohits avancierten.
Während die nicht selten psychedelisch angehauchten Songs auf „Lifebringer“ noch alle möglichen Affinitäten an die Goldene Ära des West-Coast-Sounds aufwiesen, von Crosby, Stills & Nash über die Byrds, Doobie Brothers und Fleetwood Mac bis hin zu der eigenwilligen Poesie von Joni Mitchell, hat sich das musikalische Panorama von Zervas & Pepper auf „Abstract Heart“ nochmals ein wenig erweitert. Einen großen Teil der Songs haben Kathryn und Paul tatsächlich in Los Angeles geschrieben, wo sie einige Wochen verbrachten, bevor sie dann nach Wales zurückkehrten, um in der ländlichen Umgebung des Giant Wafer Studios die Songs aufzunehmen. Unterstützt wurden sie dabei von dem Produzenten Llion Robertson und ihrer mittlerweile festen Bandbesetzung, Jack Egglestone am Schlagzeug, Andrew Brown am Bass, Simon Kingman an der Gitarre und Paul Jones an den Keyboards.
Der erste Song, den das Duo fürs Album schrieb und aufnahm, war „Celestial Friend“, der epische Abschlusstrack von „Abstract Heart“. Nachdem dem Duo in den letzten Jahren einige junge Freunde verstorben waren, entstand der Song aus dem Gedanken heraus, dass nach dem Tod die Seele weiterlebt und diejenigen, die ihnen nahe gestanden haben, durchs Leben begleitet. „Es hat zu viel unerklärbare Koinzidenz gegeben, als dass an dieser Theorie bis zu einem gewissen Grad nicht etwas dran wäre“, erklärt Zervas. Eine kurze Reise nach Indien, von der das Duo erst vor kurzem zurückgekehrt war, hatte die beiden zusätzlich inspiriert. Die Mischung aus Spiritualität und Musik, die sie dort erlebten, führte zu der Idee, ihren Freund Matt Malley von den Counting Crows zu bitten, seine Künste an indischen Instrumenten auf diesem Stück einzubringen. Und das Ergebnis kann sich wahrlich hören lassen.
Zu den weiteren musikalischen Gästen auf „Abstract Heart“, dessen Songtexte persönlicher und realistischer sind, mitunter sogar recht düster ausfallen, zählen Marcus Eaton, der Gitarrist von David Crosbys Band, mit dem sie sich angefreundet haben und der für den Opener „Miller“ die Leadgitarre übernommen hat. Robbie McIntosh wiederum, den Gitarristen von Paul McCartneys Band, hatten sie bei einem Festival in Schottland kennen und schätzen gelernt. Seine unvergleichliche Handschrift verziert nun „Reach Out“, einer jener Songs, bei denen man rätselt, ob Kathryn Pepper hier eher Stevie Nicks oder Joni Mitchell Pate gestanden haben mag. Bei allen Reminiszenzen und dem Vintage-Charme der Songs überzeugen Zervas & Pepper letztendlich mit wunderschönen Kompositionen, die ganz im Hier und Jetzt verortet sind. Was soll man hier mehr bewundern: die sich nahtlos in- und aneinanderschmiegenden Gesangsharmonien und Gitarrenarrangements, die berührende Wehmut in Songs wie „These Blurred Lines“ und „Here And Now“ oder die beschwörende Magie von „We Are One“? Und mit „Terraform“, bei dem Krissy Jenkins (Super Furry Animals) die Percussion übernimmt, werfen sie – inspiriert von NASA-Bildern der 60er und 70er – einen nicht gerade hoffnungsvollen Blick auf die Zukunft der Erde.
Zervas & Pepper liefern sowohl mit „Lifebringer“ als auch mit „Abstract Heart“ den optimalen Soundtrack für weit mehr als nur ein paar Festivalsommer. Zu diesen honigsüßen Gesangsharmonien und den feinfühligen Melodien kann man sich bestens auf den Wiesen räkeln, den lieben Gott einen guten Mann sein lassen und das Leben einfach nur genießen. Natürlich hat das Duo, das mit seinen schulterlangen Haaren und mitunter auch stilechtem Flower-Power-Outfit ein zünftiges Hippie-Pärchen abgibt, auch den Summer-of-Love-Klassiker „Woodstock“ im Live-Programm. „We are stardust/We are golden/We’ve got to get ourselves/back to the garden“ – manchmal ist das künstlerische Paradies tatsächlich nur ein paar Songs weit entfernt.
Welcome to the world of Zervas & Pepper.