Will Wilde | Biografie

  • Will Wilde

„Outstanding harp with all the gruff ferocity of a junk yard dog" (Blues In Britain)

„Pop, Big Walter and Little Walter would be proud" (Jimmy D Lane)

„I just listened to it and it knocked me out...Sounds Great!" (Charlie Musselwhite)

Vier Mal wurde Will Wilde seit 2010 für den British Blues Award in der Kategorie „Best Harmonicaplayer“ nominiert. Dass er den Preis bislang nicht gewonnen hat, kann nur ein Missverständnis sein. Denn viel besser und herzzerreißender als der Sänger und Songschreiber aus Brighton kann man die Bluesharp kaum spielen. Zu Recht trägt der 24-jährige den Beinamen „Harmonica“ und ebenfalls zu Recht zählt er nach zwei von der Kritik gefeierten Alben und hunderten von Konzerten in UK und Kontinentaleuropa mit seiner eigenen Band oder an der Seite seiner Schwester Dani Wilde zu den großen Hoffnungsträgern der europäischen Blues-Szene.

Nachdem er auf seinem zweiten Album „Unleashed“ mit einer Mischung aus Blues, Funk, Soul, Gospel und Rock seine stilistische Vielseitigkeit unter Beweis gestellt hat, kehrt er nun auf seinem dritten Album, „Raw Blues“, zu seinen Wurzeln zurück, zu jenem rohen Chicago Blues, der ihn einst inspirierte, Musiker zu werden.

„Raw Blues“ beginnt nicht mit einem mächtigen Tusch, sondern mit einem langsamen, fünfeinhalb Minuten langen, schwül-heißen Bluessong von bewegender Intensität und Kraft, unterlegt von einem satten Groove im besten Buddy-Guy-Stil. Große Gesten hat Will Wilde nicht nötig. Seit seiner Nominierungen für die British Blues Awards weiß man um seine Qualitäten. Er ist ein begnadeter Mundharmonikaspieler, ein grandioser Sänger mit rauer, soulgetränkter, schwarzer Stimme und er ist ein brillanter Songschreiber und Texter, der die für den Blues charakteristischen Themen, Liebe, Verlust, Betrug, Verrat und Einsamkeit, in starke Sätze überträgt. Allerdings so autobiographisch wie auf seinem neuen Album waren die Songs des Briten, der 2005 seine erste Band, The Neptune Blues Band, gründete und 2007 sein ebenfalls stark im Chicago Blues verankertes Debütalbum, „Nothing But Trouble“, veröffentlichte, noch nie. 

Im Albumauftakt „Paranoia“ etwa beschwört er einen nach zu viel Gras-Konsum paranoiden Freund, sein Leben zu ändern. Im hitzig-funkigen Blues „Thirty Eight“ artikuliert er mit der heiseren Stimme eines reifen Blues-Man die Vorurteile, mit denen er und seine 15 Jahre ältere Freundin zu kämpfen haben. Beeindruckend wie das Thema ist auch der Song mit seinem stampfenden Beat, den sparsamen aber umso trefflicheren Gitarrenlicks von Stuart Dixon (Eddie Floyd, Geno Washington, Marcus Malone) und Wildes entfesselter Harmonika. Dass der Komponist von „Thirty Eight“ gerade mal Mitte 20 ist, hört man diesem beinahe klassischen Blues-Song nicht an. Im Gegenteil: Wildes Stimme und sein Spiel offenbaren eine Reife, die weit über sein tatsächliches Alter hinaus geht. Allerdings hat er in seinem Leben auch schon einiges durchgemacht und den Blues am eigenen Leib erfahren. In „Numb“, einem weiteren, rauen und aggressiven Tribut an den Chicago-Blues, erzählt er von schlimmen Zeiten tiefster Depression, die er mit Anti-Depressiva bekämpfte. Nach deren Einahme spürte er jedoch weder Tief- noch Höhepunkte, sondern fühlte sich einfach nur noch betäubt – numb! Diese düstere Phase seines Lebens reflektiert er gegen Albumende noch einmal im sechseinhalb Minuten langen, nach einem sehr verbreiteten Antidepressiva benannten, „Citalopram Blues“. Diese langsam-intensive Nummer mit beseelten Gitarren- und Harmonikasoli, die an den britischen Blues der 60er Jahre, etwa an die frühen Fleedwood Mac, als diese noch von Peter Green angeführt wurden, erinnert, zeigt eine andere, britische Version des „Raw Blues“.

Aber ganz gleich ob britisch oder amerikanisch, der Titel des Albums beschreibt trefflich das Gros der Songs von „Paranoia“ bis „You're My Only Girl“, letztere eine Feel-Good-Uptempo-Nummer, die Wilde für seine Freundin geschrieben hat und die bei seinen Konzerten das Publikum regelmäßig in ausgelassene Tanzstimmung versetzt. 

Roh im besten Sinne sind auch die Songs, die nicht aus Wildes Feder stammen, der Delta-Blues-Klassiker, „Mean Mistreatin Mama“, der seit Jahren eine feste Größe in seinem Konzertprogramm ist, „What Makes People“ von Jimmy D. Lane, Sohn des Bluessängers Jimmy Rodgers, ein fulminanter Bluesrock mit phantastischem Shuffle-Groove, gespielt von Wildes grandioser Rhythmussection mit Victoria Smith (Girls With Guitars, Dani Wilde, The Ramonas) am Bass und Richie Newman (Rory Gallagher, Mark Knopfler, Steve Marriot, Sam Brown) am Schlagzeug, sowie „Get Me Some“, geschrieben von einem von Wildes Lieblings Soul- und Bluessängern der jüngeren Generation: Earl Thomas.

Bei allem „Raw Blues“, ab und an erlaubt sich Wilde dann doch Abstecher zu anderen Stilen, etwa in der in eine R&B-Nummer á la Bill Withers verpackten Hasstirade, „Your Days Are Numbered“, und in dem packenden Rocksong auf den Spuren von Free und Led Zeppelin, den er zusammen mit seiner Schwester Dani geschrieben hat, „Midnight Girl“.

Die Liebe zum Blues verdanken die in Wiltshire aufgewachsenen und später ins Seebad Brighton umgezogenen Geschwister Wilde ihrem Vater, der laut seines Sohns, immer und überall, ob im Auto oder zuhause, Blues hört. Dem gerade mal sechs Jahre alten Will gefielen aus Papas Plattensammlung besonders Sonny Boy Williamson, Muddy Waters und Buddy Guy. Später als er mit 16 Jahren begann, Mundharmonika zu spielen – solange bis die Lippen bluteten -, wählte er Charlie Musselwhite als Vorbild für sein Spiel. Als Sänger bewunderte er besonders Sam Cooke. Inzwischen hat er, inspiriert von modernen Bluesharp-Virtuosen wie Paul Lamb und Pierre Lacocque (Mississippi Heat), längst seinen eigenen Stil gefunden, einen Blues, in dem Traditionen und neue Sounds, klassische Einflüsse und neue Ideen zusammenfinden. Mit dieser Mischung und mit einem Longplayer wie „Raw Blues“ gehört Will Wilde nicht nur zu den besten Künstlern, die der europäische Blues derzeit zu bieten hat. Will Wilde schafft zudem das beinahe Unmögliche. Er begeistert sowohl Blues-Puristen als auch ein junges Publikum, das mit Blues bislang wenig anzufangen wusste. 

Der Name Will Wilde steht einfach für gute, ehrliche, handgemachte Musik  zu der niemand Nein sagen kann.

 

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