Toad The Wet Sprocket | Biografie

  • Gabby Young

“Very few bands come back together after a hiatus and recapture their magic but Toad The Wet Sprocket has done exactly that, sounding comfortable in their skin and wiser for the time. We never wanted them to leave but absence made the heart fonder and New Constellation was worth the wait. They are back and we are all the better for it.” Blinded By Sound

Unterschätze nie deine alten Fans. 

Als „Toad The Wet Sprocket“ sich Anfang letzten Jahres entschlossen, ihr erstes gemeinsames Album seit 15 Jahren aufzunehmen und die veranschlagten 50.000 Dollar Produktionskosten über die Sponsoring-Plattform Kickstarter zu generieren, rechneten die vier Musiker aus Santa Barbara, Kalifornien mit mindestens zwei Monaten. Dass das Geld binnen 20 Stunden zusammenkommen würde, damit hätten Glen Phillips, Dean Dinning, Randy Guss und Todd Nichols nicht im Traum gerechnet. „New Constellation“ demonstriert denn auch eindrucksvoll, wie sich die Prämissen verändert haben: Der Faktor Zeit spielt keine Rolle mehr. So konstatierte das ambitionierte Kultur-Portal Salon: „Die phantastische Platte knüpft genau dort an, wo die Bandkarriere in den späten 90ern unterbrochen wurde.“ Und MTV tönte: „Dieser Greatest-Hits-Maschine der ‚Alternative Nation’ sollte man getrost wieder einen Besuch abstatten.“ 

Als „Toad The Wet Sprocket“ anno 1986 von vier Freunden an einer kalifornischen Highschool gegründet wurde, war der Jüngste gerade einmal 16 Jahre alt war. Den schrulligen Bandnamen – wer nennt sich schon „Kröte, die feuchte Zahnkrone“ – hatten sie aus einem Monty-Python-Sketch („Rock Notes“) aufgegriffen, was der Legende nach den Originalautoren Eric Idle zu ungläubigem Staunen brachte, als er erstmals im Autoradio den Bandnamen hörte. „Toad The Wet Sprocket“ waren jedenfalls in den 90ern recht oft im Radio. Zu ihren Chart- und Radiohits zählten Titel wie „All I Want“, „Walk On The Ocean“ und „Fall Down“. Von ihren fünf Studioalben jener Dekade wurden „Fear“ von 1991 und „Dulcinea“ von 1994 (dem damals ganz innovativ multimediales Bonusmaterial inklusive Installations-CD beigefügt wurde) in den USA mit Platin ausgezeichnet. Wie bei nicht wenigen Bands verlief auch die Karriere von „Toad The Wet Sprocket“ irgendwann im Sande, wobei sie sich allerdings doch immer wieder für die eine oder andere Tournee zusammenfanden. Daraus erwuchs der Wunsch, auch mal wieder einige neue Songs ins Programm zu nehmen...

Wie darf man sich die Songs auf „New Constellation“ nun vorstellen? Auf jeden Fall so infektiös, dass man in Versuchung gerät, sein staubiges Archiv aufzusuchen in der Hoffnung, noch irgendwo eine alte Platte dieser Band wiederfinden zu können. Müssen doch auch damals richtig gut gewesen sein, oder? Wer ein wenig recherchiert, wird zunächst erstaunt, dann aber überzeugt sein, ob der Vergleiche mit Crowded House und R.E.M. Verströmt der Titelsong die Welt-umarmen-wollende Laune eines strahlenden Frühlingstags (die australische Variante), geht „California Wasted“ mit der sattproduzierten Melancholie hausieren, mit der auch Michael Stipe über Jahrzehnte die Indie-Bohème begeisterte. „The Moment“ haut jeden halbwegs sentimental veranlagten Zeitgenossen mit eben jenem Sentiment aus den Schuhen und ist neben dem Titelsong eine der Impulse setzenden Singles. Wahrlich eine Momentaufnahme vom Feinsten! Radiofutter galore.

Im Grunde genommen könnte man die gesamte Nomenklatur von „New Constellation“ durchforsten (inklusive der vier Bonustracks der Special Edition) und würde einen Nugget nach dem anderen entdecken. Da darf man sich fragen, ob „Rare Bird“ nicht klingt, als ob I Am Kloot einen Song von Keane interpretieren  oder kann sich in „Golden Age“ in jene Gefilde wegträumen, in denen auch Tom Petty und Co. ihr Americana-Parfüm versprühen. Dabei setzen „Toad The Wet Sprocket“, die von Produzent Mikal Blue äußerst liebevoll und souverän in Szene gesetzt wurden, sich offensichtlich selbst keine Grenzen in dem Bestreben, ihren Fans mit schnurrig anschmiegsamen Songs beizukommen, als streife einem eine Katze um die Beine. Blue-Eyed-Mainstream für Millionen, möchte man meinen, und gäbe es eine übergeordnete Gerechtigkeit, würden die Spatzen ihre Songs von den Dächern pfeifen. „Toad The Wet Sprocket“ sind wieder da und dieser Krötenwanderung muss man einfach beiwohnen. 

Welcome back, Sprockets!

Skyline