Roachford | Biografie

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ROACHFORD Encore

Soul hat man oder man hat ihn nicht. Roachford hat ihn auf jeden Fall. In seiner Stimme. In seinem Herzen. In seinem ganzen Auftreten. Roachford ist ein wahrer Soul-Gentleman. Sein Name ist längst zum Markenzeichen für eine der bemerkenswertesten und vielseitigsten Soulstimmen der britischen Musikgeschichte geworden. Ganz gleich, ob man seine Songs eher dem R’n’B zuordnet, oder ob Roachford – wie häufig geschehen – Elemente des Reggae, Jazz oder Rock nahtlos ins eigene Werk integriert, der smarte Künstler glänzt als erstklassiger Songwriter und makelloser Interpret, der in den letzten drei Dekaden den Soul made in Britain mitgeprägt hat. Für sein neues Studioalbum „Encore“ hat der gebürtige Londoner bis auf eine Eigenkomposition („Having You Around“) ausschließlich Coverversionen aufgenommen. Das lässt durchaus den folgerichtigen Schluss zu, dass es sich hier um eine Herzensangelegenheit handelt. „Dieses Album enthält einige von jenen Songs, die mich im Laufe der Jahre als Performer angespornt und dazu beigetragen haben, dass ich selbst bemüht bin, jede Show zu einem magischen Ereignis zu machen.“

Für „Encore“ hat sich Roachford mit einem Musiker und Produzenten zusammengetan, der auf Soulmusik in all ihren Erscheinungsformen spezialisiert ist. Robert Strauss, gebürtiger Kanadier, lebt und wirkt schon seit einigen Jahren in London, sowohl als musikalischer Leiter der Soul-Jazz-Big-Band Personal Life, wie als Besitzer des WAX Recording Studios, in dem auch „Encore“ aufgenommen wurde. Eingespielt wurde das Album in einer klassischen Bandbesetzung, was dafür sorgen dürfte, dass die Live-Versionen all der Klassiker bei den kommenden Gigs ganz ähnlich klingen werden. 

Vom Opener „Family Affair“, einem der größten Hits der Funk-Großmeister Sly & The Family Stone aus dem Jahr 1971, hat Roachford gleichwohl schon einmal einige Remix-Versionen ( u.a. durch DJ Spen) auf den Weg gebracht, denn seine genreübergreifenden Soulnummern beleben seit Jahr und Tag immer wieder die internationale Clubszene. 

Natürlich hat Roachford auch einige Songs ausgewählt, die von seinen frühen Idolen stammen:
„I Don’t Know Why I Love You“ etwa, ein eher kleiner Hit von Stevie Wonder aus dem Jahr 1968, der unter anderem von Jackson 5 und den Rolling Stones gecovert wurde. Roachford interpretiert ihn hier als gelungene Hybride aus Pianoballade und Rocksong. Bill Withers gehört ebenfalls zu den Künstlern, die Roachford zu seinen großen Vorbildern zählt. Dessen vielfach adaptiertem Klassiker „Ain’t No Sunshine“ neue Facetten abgewinnen zu können, war sicherlich eine Herausforderung, die Roachford allerdings mit spielerischer Leichtigkeit und treibenden Beats meistert. „Grandma’s Hands“, Bill Withers gospelinspirierter Song aus dem Jahr 1971, der 1996 als Blaupause für Blackstreets Grammy-Song „No Diggity“ diente, unterstreicht das Einfühlungsvermögen des Sängers, der auch spirituelle Konnotationen bravourös meistert. „Ich habe mal gelesen“, so Roachford, „dass es bei einem Sänger nicht nur auf seine Gesangsfähigkeiten ankommt, sondern darauf, dass man ihm jedes Wort glaubt.“    

Es gibt auch einige recht mutig zu nennende Coverversionen. Aus Red Hot Chili Peppers’ Megaballade „Under The Bridge“ eine R&B-Nummer zu machen, dazu gehört schon enorm viel Selbstbewusstsein und Stilempfinden. Das gilt auch für Elton Johns „Your Song“ (1970) und John Lennons „Imagine“ (1971), zwei der größten Popballaden überhaupt, die Roachford mit viel Feingefühl in galante Schmuckstücke des Blue Eyed Soul verwandelt, jenes Genres, das eigentlich stets weißen Künstlern vorbehalten war, die Perlen der black music auf ihre Art und Weise interpretierten. 

Roachford hat den Spieß herumgedreht und färbt Welthits wie „Imagine“ mit dem Sentiment seiner Stimme, aber auch mit sensiblen Arrangements ein. Und während „Holding Back The Years“ von Simply Red eine naheliegende Wahl und eine weitere Maßstäbe setzende Interpretation ist, gehören David Grays „This Year’s Love“ und Paul Wellers „You Do Something To Me“ doch zu den auf einem solchen Album nicht erwarteten Überraschungen, sprechen aber Bände über den weitgefächerten Geschmack von Roachford. 

Vielleicht ist es genau dieser enorme Horizont, der dazu geführt hat, dass Roachford sich bei Mike & The Mechanics seit einigen Jahren ein zweites Standbein für seine abwechslungsreiche Karriere aufgebaut hat. Als Leadsänger und Songwriter für die Band des ehemaligen Genesis-Musikers Mike Rutherford unterbricht er immer wieder gerne seine Solokarriere (derzeit arbeitet er mit Mike  wieder an einem neuen Album). Roachford hat sich seit seinen großen Charterfolgen in der 90ern freigespielt und firmiert heute als feste Größe im internationalen Musikbusiness. Der charmante und charismatische Soulsänger und R'n'B-Musiker, der noch immer topfit ist, ist demnächst wieder live auf deutschen Bühnen zu erleben. Seine schweißtreibenden Shows sind längst Legende -  und diesmal wahrscheinlich galant ergänzt um jede Menge ganz spezieller Encores. 

Sweet soul music at its best.

Skyline