Producers | Biografie

  • Gabby Young

Producers Made in Basing Street

„Man kann mit vielen guten Musikern spielen, aber ab und an formiert sich eine Gruppe von ganz besonderen Musikern, wo es dann richtig funkt.“ Lol Crème 

Supergroups haben seit den glorreichen Zeiten von Cream, von Emerson, Lake & Palmer sowie von Crosby, Stills, Nash & Young eine liebenswerte Tradition in der Rockmusik. Mit den Producers hat nun eine dieser Supergroups die internationale Musikszene betreten, wie sie ungewöhnlicher kaum sein könnte. Die vier gut situierten Herrschaften britischer Herkunft haben immerhin einige der denkwürdigsten Kapitel der zeitgenössischen Pop- und Rockgeschichte mitgestaltet. Anders gesagt, die Herren Lol Crème, Trevor Horn, Stephen Lipson und Ash Soan alias Producers haben in den letzten vier Dekaden an mehr als 200 Hitsingles und stilbildenden Alben als Musiker und vor allem als Produzenten mitgewirkt. Jetzt haben sie nach denkbar langer Vorbereitungszeit ihr erstes gemeinsames Album unter Dach und Fach gebracht, „Made in Basing Street“, benannt nach der Straße, in der im westlichen London die Sarm Studios liegen, wo die Musiker erstmals zusammenkamen und wo letztlich auch das Album aufgenommen wurde.

Der Startschuss für die Producers fiel tatsächlich bereits vor sechs Jahren. Zunächst  schmiedeten Crème, Horn und Lipson Pläne für gemeinsame Konzerte. Der Schlagzeuger Ash Soan wurde seinerzeit ebenso für das gemeinsame Projekt gewonnen wie der Songwriter und Sänger Chris Braide, der später zwar noch das Album mit aufnahm, aber mittlerweile aus der Band wieder ausgestiegen ist. Man traf sich im Studio, arbeitete an ersten gemeinsamen Song und trat dann zunächst ohne große Ankündiging in kleinen Clubs auf, unter anderem in dem gerade mal 200 Gäste fassenden Szeneclub Barfly im Londoner Stadtteil Camden. Als Gastsänger rekrutierten sie Will Young und Jamie Cullum. Der Großteil ihres Live-Repertoires bestand aus Songklassikern ihrer Karrieren, darunter „Video Killed The Radio Star“ und „Slave To The Rhythm“. Die kleinen Konzerte verliefen erfolgreich und waren Ansporn, weiter an ihrem Debütalbum zu arbeiten.

Der Jahre währende Entstehungsprozess ist nun abgeschlossen und „Made In Basing Street“ schillert in den schönsten Technicolor-Farben zeitgenössischer Pop- und Rocksounds. Hier spürt man, dass Lol Crème, Trevor Horn und Stephen Lipson noch nichts von ihrer magischen Handschrift eingebüßt haben und genau wissen, mit welchen dramaturgischen Kniffen in ihren Songs die rechte Spannung erzeugt werden kann. „Freeway“, der Opener mit dem rastlosen Beat und dem entsprechend urbanen Drive, ist eine Hommage an Autofahrten auf zwölfspurigen kalifornischen Highways. Ansonsten herrscht auf den Songs jene perfekte Balance aus weiser Entspanntheit und produktionstechnischer Grandezza, die einfach der enormen Erfahrung aller Beteiligten geschuldet ist. „Your Life“, das mit seinem Klangbett aus sanft säuselndem Bass und warmen Synthieteppich allein durch seine schöne Melodie verzaubert, erinnert an die besten Zeiten von 10cc und an Yes in ihrer eher pop-orientierten Spätphase. Beatleske Harmonien („Stay Elaine“, „Barking Up The Right Tree“) lassen sich hier ebenso entdecken wie glückssprudelnder Springsteen-Quell („Garden Of Flowers“). Luxuriös ausgeschmückte Balladen wie „Man On The Moon“ und das Police reminiszierende „You And I“ mit einem Schuss Progressive-Rock lassen den Puls steigen und zu „Every Single Night In Jamaica“ sollte man vielleicht besser die Luftgitarre bereit halten. Schön, dass ein Popalbum solch gestandener Grandseigneure derart lässig und verspielt klingen kann.

Der Kontakt zu den nachgewachsenen Generationen liegt den Musikern offensichtlich am Herzen. Im März dieses Jahres, ein paar Wochen vor der Erstveröffentlichung ihres Albums im United Kingdom, gaben die Producers eine Serie von Konzerten an britischen Universitäten und veranstalteten dort auch interaktive Live-Sessions. Musikstudenten wurde die Möglichkeit geboten, bei den Soundchecks mitzuwirken, als Roadie zu arbeiten oder als Musiker bei den Live-Performances in dieses lehrreiche Projekt einzusteigen. Anschließend diskutierten die Producers mit den Studenten nicht nur über musikalische Errungenschaften der Vergangenheit, sondern auch über die heutigen Umwälzungen in der Musikindustrie. Als pädagogisch wertvoll darf man denn auch das gediegene „Made In Basing Street“ bezeichnen, zeigt das Album doch, dass sich Erfahrung und Experimentierlust prima vereinen lassen. Kaleidoskopischer Prog-Pop deluxe!        

DIE VITAS DER PRODUCERS 

Lol Crème ist einer der wenigen Musiker, dessen Karriere von der Merseybeat-Ära bis zu Art-Techno-Arbeiten des 21. Jahrhunderts reicht. Er war in den 1960ern bereits in einer Reihe von Beat-Formationen aktiv, bevor er 1970 mit den Hotlegs und deren „Neanderthal Man“ einen denkwürdigen Novelty-Hit landete. Es folgte zwischen 1972 und 1976 ein Engagement bei 10cc, deren Singles „The Dean And I“, „Wall Street Shuffle“, „Life Is A Minestrone“, „Rubber Bullets“ und „I’m Not In Love“ (die beiden letzgenannten waren UK-No.1-Hits und gehören zum Live-Repertoire der Producers) und Albumklassiker wie „10cc“, „Sheet Music“, „The Original Soundtrack“ und „How Dare You!“ sie in punkto Einfallsreichtum und technischer Pioniergeist zur größten britischen Art-Popband zwischen den Beatles und Blur machten. 1976 verließen Lol und sein 10cc-Songwriting-Partner Kevin Godley die Band und gründeten Godley & Crème. Dem Duo gelang nicht nur mit „Wedding Bells“, „Under Your Thumb“ und „Cry“ eine Serie von Hits, sie etablierten sich auch als Videoregisseure, deren Clips für The Police („Every Breath You Take“), Duran Duran („Girls on Film“), Herbie Hancock („Rockit“), Frankie Goes to Hollywood („Two Tribes“) und der zu ihrer eigenen Single „Cry“ zu den innovativsten Arbeiten dieser Kunstform zählen. Mit diesen ausiovisuellen Arbeiten prägten sie die 1980er entscheidend mit. Lol hat in den letzten Jahren zudem mit Kate Bush („Aerial“, 2006) und den Pet Shop Boys („Concrete“, 2007) gearbeitet.

Trevor Horn ist für sein Schaffen mit dem britischen Ritterorden CBE (Commander of the Order of the British Empire) ausgezeichnet worden und gilt als größter britischer Produzent seit Sir George Martin. Allein seine Arbeiten für Dollar (vor allem die Singles „Hand Held In Black And White“, „Mirror Mirror“ und „Give Me Back My Heart“), ABC („The Lexicon Of Love“), Malcolm McLaren („Duck Rock“), Art Of Noise („Who’s Afraid Of...“), Frankie Goes To Hollywood („Welcome To The Pleasuredome“), Propaganda („A Secret Wish“) und Grace Jones („Slave To The Rhythm“) würden genügen, um ihm einen verdienten Ehrenplatz in den Geschichtsbüchern zu sichern. Darüber hinaus hat er sich als Mitglied des wegweisenden Duos The Buggles (deren „Video Killed The Radio Star“ zum weltweiten Hit avancierte) ebenso verdient gemacht wie mit den Progressive-Rock-Pionieren von Yes, deren größten Hit, den US-No.1-Hit „Owner of a Lonely Heart“ er mitkomponierte und produzierte. In den letzten Jahren produzierte er zudem Künstler und Bands von Seal und Simple Minds über tATu, Pet Shop Boys, Boyzone und Charlotte Church bis hin zu Rod Stewart und Robbie Williams, die seinen exorbitanten Ruf endgültig zementierten.

Stephen Lipson ist Gitarrist, Tonignenieur und Produzent. In den 1980ern war er Trevor Horns rechte Hand, als dieser in den Sarm Studios das ZTT Label betrieb und für Acts wie Propaganda, Frankie Goes To Hollywood, Grace Jones und ACT arbeitete. Lipson prägte wie Horn den Sound einer ganzen Ära. Als selbständiger Produzent arbeitete er ab den späten 1980ern für Künstler wie Sandi Thom, Jamie Cullum und Paul McCartney („Flowers in the Dirt“), produzierte vier Soloalben von Annie Lennox und war für die Rolling Stones („Undercover“) als Toningenieur tätig. Er produzierte Hits für Geri Halliwell („It’s Raining Men“, UK-No.1), S Club 7 (drei UK-No.1-Hits), Will Young („Leave Right Now“, UK-No.1), Natalie Imbruglia („Shiver“) und Rachel Stevens. Im Jahr 2011 wurde er für seine Arbeit an Jeff Becks Album „Emotion and Commotion“ für einen Grammy nominiert.

Ash Soan ist einer der profiliertesten Schlagzeuger Großbritanniens. Zu seinen jüngsten Engagements zählen Aufnahmen für Adele, Cee Lo Green, James Morrison und das letzte Album von Seal. Er hat an insgesamt 27 Top-10-Alben mitgewirkt (von denen elf die Nummer eins erreichten) sowie an sieben Nummer-eins-Hits. Zu den weiteren Künstlern, mit denen er zusammengearbeitet hat, zählen Natasha Bedingfield, Siobhan Donaghy und Sandi Thom. Über weite Strecken der 1990er spielte er Drums bei Del Amitri, und war bis zu ihrem Split im Jahr 1999 Schlagzeuger bei Squeeze. Seitdem war er unter anderem Schlagzeuger für Marianne Faithful beim Montreux Jazz Festival, für Squeeze beim Glastonbury Festival und für Tom Jones bei Party in the Park. Außerdem war Ash Drummer für Rick Wakeman in Kuba, für Lisa Stansfield in Russland und für  Belinda Carlisle in Südafrika. Er war mit Faithless auf Welttournee und ist mit MJ Cole in Glastonbury aufgetreten.

“Made in Basing Street” is a perfectly formed evocation of rock classicism” – Mojo

The Crème of the Crop – Mirror

“Compared to the average 2012 recording this is like sinking into a seat in First Class after a long journey scrunched up in cattle class” - Word

“Your Life – is so emotional it knocks you over like a tank” – Sunday Times

”Finely-honed Pop Rock” – Rhythms Mag

“Made In Basing Street is polished-to-perfection elegance, the show of excellence is undeniable.”   - Classic Rock

 

Skyline