Good Feeling | Biografie

Seit Jahr und Tag hat der Blue Eyed Soul in dem britischen Künstler Paul Carrack einen seiner eifrigsten und überzeugendsten Protagonisten. Mit seinem neuen Studioalbum "Good Feeling" präsentiert sich der Sänger, Songwriter und Allroundmusiker dem Titel seines Werks entsprechend in blendender Laune, ganz so, als wolle er dieses altehrwürdige Genre, in dem sich in unterschiedlichen Konstellationen Memphis und New Orleans, Merseybeat und Motown Soul widerspiegeln, ganz neu beleben. Tatsächlich hat Carrack in den letzten Jahren mitunter auf ganz anderen musikalischen Feldern seine Ernte eingefahren, sei es mit ungewöhnlichen Coverversionen, vitalem Swing oder Orchesterversionen seiner eigenen Songs wie zuletzt auf "A Different Hat". Der Besitzer eines eigenen Plattenlabels - Carrack-UK - offenbart auf dem am 21. September in Deutschland erscheinenden "Good Feeling" jedoch sein wohl größtes musikalisches Talent, wenn er den Blue Eyed Soul als Kunstform erstrahlen lässt, die in einer solchen Klasse und Grandezza allenfalls noch von Zeitgenossen wie Elvis Costello und Nick Lowe beherrscht wird. Vom letztgenannten Künstler hat sich Carrack für sein neues Album ebenso einen Song ausgewählt wie von Bruce Springsteen. Und eine Zusammenarbeit mit Chris Difford von Squeeze hat ebenfalls zu der meisterlichen Umsetzung dieses Dutzend Songs beigetragen, die fürwahr nicht den geringsten Missmut aufkommen lassen. Pures Good Feeling.  Einen besseren Zeitpunkt für dieses Album hätte sich Paul Carrack kaum ausdenken können, denn etwa zeitgleich mit der Veröffentlichung von "Good Feeling" würdigt die BBC das Schaffen dieses begnadeten Musikers, der jetzt schon in vollem Wind auf seine fünfte Schaffensdekade zusteuert, mit einer neuen Dokumentation. Der Dokumentarfilm, der von BBC4 ausgestrahlt wird, verfolgt Pauls Carracks erste Karriereschritte, beginnend mit seiner Kindheit in Sheffield bis hin zu seinem Status als vielmals bewunderter Konzertkünstler, dessen Solokarriere kontinuierlich weitere Kreise zieht und das Publikum immer wieder in seinen Bann schlägt. Selbstredend streift der Film Stationen seiner Karriere wie seine Zeit mit Ace, Squeeze und als Leadsänger von Mike & The Mechanics sowie auch all seine Joint Ventures mit Giganten der internationalen Musikszene wie Eric Clapton, Ringo Starr, Diana Ross, Tom Jones, Michael McDonald, Bryan Ferry und zuletzt mit den Eagles, sei es als Songautor oder Begleitmusiker.   Mit Blick auf die anstehende große Tour durch Großbritannien gilt das Hauptaugenmerk derzeit natürlich "Good Feeling", das sich bei näherer Betrachtung als Carracks bislang anspruchsvollstes und komplexestes Werk erweist. Zu den Highlights des Albums zählt "Marmalade Moon", das er gemeinsam mit  Chris Difford von Squeeze schrieb und das seine Affinität zum Soul aus New Orleans, wie ihn etwa die Neville Brothers exerzieren, kaum verleugnet. Die Färbung des Mondes darf man sich dabei ganz britisch vorstellen, also irgendwo zwischen Lemon Curd und Orange Marmalade. "I Can Hear Ray", eine mit Charlie Dore komponierte Verbeugung vor dem unsterblichen Ray Charles, beeindruckt ebenso wie die neue Version von Nick Lowes "From Now On", dessen erste Interpretation vor 30 Jahren auf Pauls Album "Suburban Voodoo" erschienen war. Eine weitere Coverversion, vor der man in die Knie gehen kann, ist seine intensive Interpretation von "If I Should Fall Behind", einem Song von Bruce Springsteens Album "Lucky Town", den Carrack für einen Spezialbeitrag von BBC Radio 2 angedenk des Untergangs der Titanic eingespielt hatte.   Während das Titelstück des Albums in seiner britischen Heimat bereits zu einem Radiohit avanciert ist, in dem sich Paul Carrack als "man on a mission" outet, dessen "middle names love and affection" lauten, stehen nun etliche weitere Songs zum Entdecken bereit. "Nothing Without You" etwa, ein Soulschmatzer, der uns stante pede in den siebten Hammond-B3-Himmel entführt, oder das wehmütig-melancholische "Make It Right", dessen Mundharmonikasolo ein Musterbeispiel rundum gelungener Nostalgie ist. Romantische Momente wie das an die 1970er-Arbeiten von Stevie Winwood erinnernde "I Don't Wanna Lose You" hält Carrack ebenso parat wie das spirituell anmutende "A Child Is Born", das dieses zwölf Songs umfassende, meisterliche Alterswerk eines junggebliebenen Tausendsassas abschließt.  "Good Feeling" ist ein Album, das nicht selten den Eindruck erweckt, hier sei eine exzellent aufeinander abgestimmte sieben-, wenn nicht achtköpfige Band am Werk gewesen. Weit gefehlt. Das neue Dutzend Songperlen hat Paul Carrack nicht nur in Eigenregie produziert, er hat auch die meisten Instrumente darauf selbst eingespielt.

Sein Sohn Jack, inzwischen reguläres Mitglied seiner Band, begleitet ihn dabei an den Drums. Während Vater Carrack derzeit einige Sommerauftritte in Großbritannien absolviert, wie etwa am 17.8. beim Guilfest, ist für den Oktober und November eine weitere Konzerttournee in Vorbereitung, die Anfang 2013 fortgeführt wird. Dabei wird es sich Paul Carrack nicht nehmen lassen, auch in Deutschland seine Aufwartung zu machen. Ein Besuch lohnt sich dann auf jeden Fall: Schneller und frischer klang der britische Godfather des Blue Eyed Soul lange nicht mehr.

Good Feeling guaranteed! 

 

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