Levellers | Biografie

  • Levellers

LEVELLERS Greatest Hits
Mark Chadwick (Gesang, Gitarre)
Jerry Cunningham (Bass)
Charlie Heather (Schlagzeug, Percussion)
Simon Friend (Gitarre, Banjo, Mandoline, Gesang)
Jonathan Mark Sevink (Fiddle)
Matt Savage (Keyboards)

Die Anarchie lebt. Zumindest in Form der englischen Band Levellers. Seit mehr als einem Viertel Jahrhundert gehören die Musiker aus der Exzentrikerhochburg Brighton zu den unermüdlichen kämpferischen Zeitgenossen, die dem Establishment noch immer die Stirn bieten. Jetzt gibt es anlässlich des 25-jährigen Bandjubiläums die bis dato umfangreichste musikalische Chronik der beliebten Anarcho-Folk-Punk-Band in Bild und Ton. „Greatest Hits“ ist ein Füllhorn ihrer großartigen Songs, somit all ihrer Ideen, Überzeugungen und engagierten Geschichten, in denen nicht selten die Außenseiter unserer Gesellschaft in den Blickpunkt gerückt werden. 

Die sechsköpfige Kultband, 1988 von Mark Chadwick, Jeremy Cunningham und Charlie Heather gegründet, hat dank ihres Engagements, ihrer ungebrochenen Euphorie, der immer wieder beeindruckenden Bühnenpräsenz und der künstlerischen Überzeugungskraft eine immens treue Anhängerschaft, die ihnen nicht nur in Großbritannien immer wieder ausverkaufte Konzerte beschert. Nun ist die Zeit für ihr Opus magnum gekommen: Alle Singles und Videos der Levellers sind auf dem Doppel-CD-plus-DVD-Set auf beste Art und Weise ediert. Pünktlich zur Albumveröffentlichung von „Greatest Hits“ gehen die Levellers im Oktober auf Europatournee und treten in diesem Rahmen am 8. November auch beim Rolling Stone Weekender auf.

Insgesamt 35 Titel befinden sich allein auf der Doppel-CD von „Greatest Hits“, flankiert von 28 Clips auf der DVD (hinzu kommen für ausgemachte Fans jede Menge Bonus-Tracks, B-Seiten und Raritäten auf den digitalen Formaten). Von den frühen Roots im Folk und Punk à la „Carry Me“ über längst zu Rockhymnen avancierte Songs wie „One Way“ und „Fifteen Years“, Chartbreaker wie „Hope Street“, „Just The One“ und „Beautiful Day“ bis hin zu neueren Tracks wie „Truth Is“, „Burn America Burn“ und „The Cholera Well“ ergibt sich das konturenreiche Porträt einer Band mit Kämpferherz, die sich unter dem Banner Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit bis heute mit anarchistischer Verve und historischem Bewusstsein stets für eine bessere Welt stark gemacht hat. 

Charakteristisch, ja archetypisch für Levellers-Songs sind der leidenschaftliche Gesang, die hymnisch mitreißenden Melodien („Make You Happy“, „Wild As Angels“ und „Come On“ sind durchaus wörtlich zu nehmende Stimmungsmanifeste), eine stets wie entfesselt wirkende Fiddle und eine durchweg dynamische Produktion. Neben den folkloristischen Einflüssen  - besonders keltischer und irischer -  und ihren Wurzeln im Punkrock, die heutzutage mehr in ihrer Gesinnung denn in der musikalischen Umsetzung zu finden sind, haben die Levellers zudem einige Jahre lang zusätzlich ein Didgeridoo eingesetzt („This Garden“) und ihren Songs damit einen besonderen World-Beat-Charme verliehen. Greatest Hits bietet nun das perfekte Kaleidoskop ihrer stilistischen Vielfalt und Finessen.

Eine besondere Delikatesse der Greatest-Hits-Compilation sind die Neuaufnahmen von vier Klassikern der Levellers, die in enger Zusammenarbeit mit höchst verschiedenen, aber durchaus gleichgesinnten Künstlern entstanden. Imelda May, nicht nur dank ihres Neo-Rockabilly eine der extravagantesten Erscheinungen der zeitgenössischen irischen Musikszene, gibt sich auf „Beautiful Day“ die Ehre, die furiose englische Folk-Bigband Bellowhead zeigt sich auf „Just The One“ mit breiter Brust, Protestsong-Ikone Billy Bragg ist auf „Hope Street“ ganz in seinem Element. 

Last but not least ist es Frank Turner, Shooting-Star des pointierten Neo-Folk, dem mit „Julie“ der perfekte Brückenschlag zu einer neuen Generation von Musikfans gelingt, die so die Levellers frisch für sich entdecken kann.

Aber natürlich gibt es auch jede Menge alter Songs wiederzuentdecken wie „Belarus“, ihr von heftigen Gitarrenriffs begleiteter Kommentar zu den Folgen der Tschernobyl-Katstrophe, die temperamentvolle Coverversion „The Devil Went Down To Georgia“ (im Original von der Charlie Daniels Band), die sie für ihre erste US-Tournee aufgenommen hatten, „Happy Birthday Revolution“, eine Hommage an die kubanische Revolution, „Before The End“, eines der ganz wenigen Liebeslieder der Band, „The Recruiting Sergeant“ aus ihrem letzten  Studioalbum „Static On The Airwaves“, ein Anti-Kriegslied, was mit Unterstützung diverser Folksänger (darunter The Copper Family) noch einmal für die Charity-Organisation War Child aufgenommen wurde. Anhand der ganzen Videoclips lässt sich zudem auch visuell nachvollziehen, wie sehr die Band gereift ist und an Souveränität hinzugewonnen hat.

Wer tiefer in die faszinierende Geschichte der Levellers eintauchen will, der muss auch unbedingt nach der Filmdokumentation „A Curious Life“ Ausschau halten, die am 23. September im Rahmen eines einmaligen Levellers-Akustik-Gigs im Berliner Lido ihre Deutschlandpremiere feiert. Unter der Regie des ehemaligen Frontmanns von Chumbawamba, Dunstan Bruce, wird in dem Film aus der Perspektive des Levellers-Bassisten Jeremy Cunningham der Aufstieg der Levellers von der Bandgründung im Jahr 1988 bis Ende der 1990er unter die Lupe genommen. In diese Zeitspanne fallen auch ihre besten Alben: „Levelling The Land“ (1991), „Levellers“ (1993) und „Zeitgeist“ (1995) gelten längst als Klassiker der Band, die neben zehn Studioalben auch einige Live-Werke veröffentlicht hat. 

Die Band hat im Laufe der Jahre als kreatives Kollektiv eine erstaunliche Autonomie gewonnen, nicht nur durch die Gründung des eigenen Labels On The Fiddle Recordings, auf dem nun auch „Greatest Hits“ erscheint. 1994 erwies sich dabei als ein richtungsweisendes Jahr für die Band, die in jenem Jahr als Headliner vor Rekordkulisse auf dem Glastonbury Festival auftrat und in Brighton ein eigenes Headquarter eröffnete. The Metway, so der Name des ehemaligen Fabrikgebäudes, in dem sich die Band einrichtete, enthielt nicht nur Proberäume, Büros (auch für den Fanclub) und ein eigenes Aufnahmestudio, sondern auch eine eigene Bar. 

Seit mehr als zehn Jahren organisiert die Band zudem das renommierte Beautiful Days Festival in Devon, zu dem mittlerweile jährlich knapp 20.000 Fans pilgern und das von Jahr zu Jahr immer hochkarätiger besetzt ist, in diesem Jahr mit Acts wie Steve Earle, Seeed, Dead Kennedys und Jimmy Cliff. Selbstverständlich treten die Levellers auch auf ihrem eigenen Festival auf. Auf der nun anstehenden Europatournee werden die Levellers in Skandinavien von Martin Prahl’s Skelter Wheel und auf der gesamten Tour von Laura Kidd aka She Makes War als special guests begleitet. Künstlerisch nehmen die Levellers ebenso eine Vorbildfunktion ein wie als kulturelle Netzwerker. Anarchie mit Köpfchen.

 

Skyline