Biografie | Split The Moon

  • Gus Black

Musikkritiker und Connaisseure des Genres sind sich einig: Gus Black ist einer der besten Singer/Songwriter seiner Generation, spielt er doch schon seit Jahren in einer Liga mit Damien Rice, Rufus Wainwright, Jack Johnson, Jose Gonzales und anderen Größen der Song schreibenden Zunft. Zugleich ist der Kalifornier, dessen feinfühliger Folk-Pop mit Tiefgang sich längst auch bei uns großer Beliebtheit erfreut, ein genialer Live-Performer mit einer langen Liste denkwürdiger Konzerte, darunter Auftritte im Vorprogramm von Paul Weller, Elbow,  Eels und Pretenders, beim SWR3 New Pop Festival und beim Crossroads-Festival des WDR-Rockpalasts. Und auch das Abschlusskonzert von Gus Blacks letztjähriger Deutschlandtournee im Lido in Berlin Kreuzberg, das jetzt unter dem Titel „Split The Moon“ veröffentlicht wird, war so eine Sternstunde, sprich: ein extraordinäres Konzert im Rahmen einer ganz besonderen Tournee.

„Für mich waren diese Konzerte wie ein Neubeginn“, resümiert Black, der eigentlich Anthony Penaloza heißt, den Namen Black seiner Ex-Frau entliehen hat und bereits 1996 sein schlicht „Gus“ betiteltes Debüt veröffentlichte.„Ich konnte das erste Mal auf Tour richtig erleben, wie die Fans auf mich und meine Musik reagierten. Der kommerzielle Anspruch stand mir nicht mehr im Weg, und so konnte ich mich ganz und gar auf die Kommunikation mit dem Publikum und meiner Band konzentrieren.“

Tatsächlich berichteten Konzertkritiker und Fans nachher unisono begeistert von der Auflösung der sonst üblichen Grenze zwischen Publikum unten und Künstlern auf der Bühne. Dieses kollektive Glücksgefühls prägt auch „Split The Moon“. Flankiert von seiner brillanten Band, bestehend aus Andie Mette (g, key, voc), David Mette (dr, perc, voc), Christoph Carl (b, voc), Sam Johnson (g, voc) sowie der wunderbaren US-Singer/Songwriterin HT Heartache (voc),  präsentiert Gus Black einige der besten und schönsten Songs aus der Trilogie seiner letzten drei Alben „Autumn Days“ (2005), „Today Is Not The Day To Fuck With Gus Black“ (2008) und „The Day I Realized...“ (2011) in teilweise neu arrangierten Versionen. Zudem zeigt der Sänger mit Interpretationen  von Velvet Undergrounds „Femme Fatale“ und dem durch die Shirelles zu Chartehren gelangten „Will You Still Love Me Tomorrrow“ aus der Hitschmiede Goffin/King erneut sein Faible für originelle Versionen mehr oder minder bekannter Songs. Manche seiner Cover wie „One“ von U2, Blue Oyster Cults „Don’t Fear The Reaper“ und Black Sabbaths „Paranoid“ sind längst legendär, auch weil sie in US-Serien wie „Californication“, „Lost“ und „Grey’s Anatomy“ sowie in Hollywoodfilmen wie „Scream“ eingesetzt wurden.

„Split The Moon“ beginnt mit drei melancholischen Mitternachtsstimmung verbreitenden Titeln aus „Today Is Not The Day...“- dem zarten Flehen von „Blood And Belonging“, dem sparsam in seinen Mitteln, dafür jedoch üppig in seiner Wirkung ausgefallenen„Can We Talk About This Tomorrow“ und dem traumhaft-schönen „Love Is A Stranger“, das auch wegen HT Heartaches fragilem Harmoniegesang angenehme Erinnerungen an Leonard Cohen zu den Zeiten von „Songs Of Love And Hate“ heraufbeschwört. Gänsehaut pur! 

In der Folge lässt der charmante Sänger und Gitarrist, der auch als Art Director hoch dotierter Werbespots (unter anderen für Nike und Mercedes) sowie als Regisseur von Videos, etwa für Eels und Green Day viel Lob erntete, seiner Band immer größere Freiräume. Dabei demonstriert er einmal mehr seine stilistische Vielseitigkeit. Die bewegende Liebeserklärung „The Afterlife“ aus dem wie ein offener Liebesbrief konzipierten »The Day I Realized...«, „With You, My Love“- B-Seite der Single „Fall Into You“ – und das in der Studiofassung eher sparsam instrumentierte „Summer Dress“ offenbaren Blacks rockige Seite. Besonders deutlich wird das zum Albumende mit dem Folk-Pop-Juwel „Something Can Be (Again)“ und den beiden Songs von „Autumn Days“, „Rollercoaster“ und „Certain Kind Of Love“, bei denen die Band laut, euphorisch und geradezu befreit aufspielt. Das Konzert schließt mit dem zutiefst berührenden „The World Is On Fire“, zugleich letzter Song der Tour 2011 und ein weiteres unwiderstehliches Paradebeispiel ganz große Songwriter-Kunst. 

Wer mehr von Gus Black live hören möchte, muss sich zum Glück nicht allzu lange gedulden. Fast pünktlich zur Veröffentlichung von „Split The Moon (Live At LIDO)“ kommt der findige Singer/Songwriter erneut auf Tournee. Und wieder ist seine formidable Band, rekrutiert aus dem Umfeld von Philipp Poisel dabei, von der er selbst mehr als begeistert ist: 

„Ich habe schon mit vielen Bands gespielt, und auch wenn sich das jetzt platt anhört: meine aktuelle hat den besten Vibe, ich fühle mich wie der Mann mit der Gitarre und der stärksten Band der Welt! Vielleicht verändern wir nicht die Welt – aber dem Publikum bieten wir auf jeden Fall ein tolles Konzert.“ 

Möglicherweise sogar ein unvergessliches, wie das auf „Split The Moon (Live At LIDO)“ dokumentierte Konzert vom 8.11.2011.

                 

 


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