Fabian Anderhub | Biografie

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FABIAN ANDERHUB | Make The Change

Man kann nicht behaupten, dass die vergangenen Monate im Leben des Florian Anderhub ereignisarm gewesen seien. Im August gewann er die Swiss Blues Challenge (was ihn dazu berechtigt, die Schweiz Anfang 2013 bei der International und im März bei der European Blues Challenge zu vertreten), im November wurde er für den Swiss Blues Award nominiert. Und während sich seine Schweizer Landsleute auf eine ausgedehnte Tour freuen, bringt er nun auch noch ein neues Album an den Start – das dritte innerhalb von drei Jahren. 

„Make The Change“ heißt der neue Longplayer. Das Titelstück ist auch der Opener und demonstriert eindrucksvoll, dass sich Florian Anderhub im Studio vorgenommen hat, stilistisch Neues zu wagen. Oder anders ausgedrückt: Zu Beginn von Album Nummer 3 rockt er auf einmal wie Hulle – und das auf sehr hohem Niveau, mit feinem Hookline-Gespür und einer solch überwältigenden Dynamik, dass man sich nicht recht entscheiden mag, ob der grandiose Gitarrist Anderhub jetzt die Rhythmussektion antreibt oder es vielleicht doch umgekehrt ist. Nun sollte man aber nicht glauben, dass es exakt so weitergeht. Den Blues-Anteil hat Anderhub signifikant reduziert, vom Funk-Einfluss des Vorgänger-Albums „It’s A Blues Thing“ hat er sich vorläufig komplett verabschiedet. Dafür hat er offenbar viel Country, Roots- und Southern Rock gehört und sich davon zu eigenen Songs und ausgewählten Coverversionen von Liedern inspirieren lassen, die hierzulande bislang nur bedingt auf Dauerrotation liefen; es gibt also Entdeckungen zu machen.  

Dem Songwriter Anderhub sind – zum Teil mit Unterstützung von Co-Autoren – großartige Lieder gelungen, so die vielschichtig arrangierte Midtempo-Nummer „Love Is A Healing“, die sich einen herrlich entspannten Mittelteil mit effektvoll luftigem Sound gönnt, das mit Banjo und Fiddle veredelte „Kokanee“ und mit dem lässigen „Waiting For Me“ dann doch auch mal wieder eine Blues-Nummer, zu hören irgendwann in tiefster Nacht. Was nun die Coverversionen anbelangt, da hat Fabian Anderhub ebenfalls Erstaunliches zu bieten. Von der kanadischen Country-Band Doc Walker etwa hat er sich gleich zwei Stücke geborgt: die euphorisch dahinbrausende „Annabelle“, das in der Anderhubschen Version noch wuchtiger klingt als im Original, und das Songjuwel „That Train“, bei dem die Pedal Steel so sehnsuchtsvoll klingen darf, wie ihr das eben möglich ist. „Up In Smoke“ wiederum stammt von der US-amerikanischen Country- und Southern-Rock-Band Blackberry Smoke und bekommt auf „Make The Change“ noch eine Extraportion Dynamik und Härte verpasst. Gleich anschließend motzt der Schweizer Musiker dann noch Adam Gregorys Folkrock-Stück „Twister Girl“ mit ein wenig Hardrock auf, bevor er sich abschließend vor einer Blues-Legende verneigt: „Palace of the King“ wurde bereits 1971 von Freddie King aufgenommen und wird von Florian Anderhub mit spürbar großer Spielfreude und einer Virtuosität neu interpretiert, die nicht in Angeberei ausartet, sondern allein dem Song dient – ein wahrhaft majestätisches und gute Laune verbreitendes Finale einer ganz und gar außergewöhnlichen Platte.   

Außergewöhnlich ist auch die Lebensgeschichte Florian Anderhubs, der keineswegs immer in der Schweiz wohnte. Zwar wurde er dort 1981 geboren, doch wurden seine Eltern – ein Bauernpaar – in ihrer Heimat nicht so recht glücklich. Also beschlossen sie, in ein Land auszuwandern, wo man von landwirtschaftlicher Arbeit noch leben kann – nach Kanada. Gesagt, getan. Ihr Sohn verstand in der Schule zunächst kein Wort und fühlte sich fremd. Nach und nach meisterte er jedoch alle Herausforderungen, fand neue Freunde, mit denen er eine Band gründete, griff erst zur Gitarre und dann auch noch zum Mikrofon und fand über den Jazz zu seiner wahrhaft großen musikalischen Liebe – dem Blues.

Nach Auftritten vor 10.000 Menschen beim renommierten Montreal Blues Festival, mehreren hundert Konzerten auf beiden Seiten des Atlantiks und zwei erstklassigen Blues-Alben hat er nun einen weiteren bemerkenswerten Karriereschritt getan. „Make The Change“ wird dem sympathischen Schweizer neue Fans bescheren und die alten nicht verprellen: Dafür ist diese Platte nämlich viel zu gut.

© 2013 RTE

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