Collective Soul | Biografie

Collective Soul haben in den Neunzigern richtig Gas gegeben. Die Band um die beiden Brüder Ed und Dean Roland dominierte damals die Billboard Rock Charts nach Belieben. Dabei konnte man sich darauf verlassen, dass sowohl College Radios als auch klassische Rocksender die Band aus Atlanta, Georgia auf ihrer Playlist hatten. Die Songs verdankten ihre enorme Popularität einer meisterlichen Mixtur aus Alternative-Rock und Mainstream-Pop. Als Collective Soul im letzten Jahr mit ihrem neuen Album „Youth“ nach vierjähriger Pause in die amerikanische Musikszene zurückkehrten, wurde die Band mit offenen Armen empfangen. Mehr noch, als sie im letzten September in New York ein kostenloses Open Air Concert auf dem Times Square gaben, zogen sie prompt so viele Besucher an, dass der Verkehr auf dem Broadway zusammenbrach und die New Yorker Polizei den Gig vorzeitig beendete. Alarm lösten Collective Soul auch mit der Veröffentlichung von „Youth“ aus: Der Longplayer fand allein in den USA 300.000 Abnehmer und notierte sich in den Jahrescharts der Top Independent Alben auf Platz 25. Fürwahr ein höchst gelungenes Comeback, das mit drei in den Top 40 der amerikanischen Rock Charts notierten Singles, „Better Now“, „Counting The Days“ und „How Do You Love“, bravouröser kaum hätte ausfallen können. Selbst CNN würdigte die Rückkehr der Band aus den Südstaaten ausführlich in den News. Da ist dann der Auftritt zusammen mit Metallica , Seether, Rasmus und Fatboy Slim bei einem 3 Tages Festival in Süd Afrika fast schon logische Folge und krönender Abschluss eines sensationellen Jahres.

Andere amerikanische Medien haben sich in ihrer Begeisterung über die Reaktivierung von Collective Soul nicht minder zurückgehalten. „’Youth’ zeigt, dass sie sich ihre Neigung für glänzende Hooks und tolle Melodien bewahrt haben. (...) Sie waren schon immer Popkünstler mit besonderem Elan“, schwärmte Entertainment Weekly. Die New York Post sah in „Youth“ „eine sagenhaft gute Scheibe, die zwischen sonnig beatleskem Pop mit fließenden Rhythmen und Funken exzellenter Gitarrenpower pendelt.“ Tatsächlich haben Collective Soul allen Grund, sich in diesen Tagen mit breiter Brust zu präsentieren, lässt die stilistische Bandbreite vom infektiös rockenden Opener „Better Now“ bis zur feinen Akustikballade „Satellite“, die das Album beendet, wahrlich kaum einen Wunsch offen. Mit jugendlichem Überschwang haben die fünf Musiker alte und neue Kräfte optimal gebündelt. Hinzu kommt: In Dexter Green haben sie einen kongenialen Produzenten gefunden und mit dem neuen Gitarristen Joel Kosche noch einmal ein Pfund drauf gelegt. Für „Youth“ haben Collective Soul quasi noch einmal von ganz vorn angefangen. Ein Gefühl, das sich auch im Titel des Albums niederschlägt.

„Youth definiert sich für mich im Kopf, nicht an nackten Zahlen“, erläutert Ed. „Wir machen das jetzt schon seit über zehn Jahren, aber wir haben uns noch nie jünger gefühlt und sind nun zu allem bereit.“ Sein Bruder Dean ergänzt: „Selbst die Musik präsentiert in gewisser Weise einen Neubeginn. Wir haben ein wenig heruntergeschaltet und uns musikalisch und produktionstechnisch auf unsere Wurzeln besonnen.“ Eine Ballade wie „How Do You Love“ ist an Eindringlichkeit kaum zu überbieten. Das träumerische „Home“ klingt wie ein gitarrenlastiges Pendant zu Depeche Mode, „There’s A Way“ wäre ohne die Cars wahrscheinlich so kaum denkbar, und auch „Feels Like (It Feels Alright)“ geht geradezu verschwenderisch mit guter Laune um. „Perfect To Stay“ ist der beste Beweis, dass Ed Roland einem Tom Petty oder Jon Bon Jovi als Songwriter kaum nachsteht und welche Rockband wäre nicht überglücklich, einen so mitreißenden Rocksong wie „Counting The Days“ in ihrem Repertoire zu haben. Und mit „Under Heaven’s Skies“ – in seiner Simplizität so überzeugend wie der Police-Diamant „Every Breath You Take“ – haben sie wieder einen All-Time-Classic von spiritueller Leuchtkraft geschaffen. Kurzum: „Youth“ präsentiert einen Act in Bestform.
Collective Soul, benannt nach einem Begriff aus Ayn Rands Buchbestseller „The Fountainhead“, haben von Anbeginn an auf griffige Melodien gesetzt. Schon auf ihrem Debütalbum „Hints, Allegations, And Things Left Unsaid“ (1993) hatten sie mit der Single „Shine“ einen ganz großen Wurf gelandet. Innerhalb der nächsten sieben Jahre brachte die Band es auf knapp 20 Singles in den Billboard Charts, darunter das furiose „Gel“, eine Nummer eins in den Billboard Rock Charts, die grandiose Ballade „The World I Know“ und etliche weitere Radio Smash Hits wie „Run“, „December“ und „Precious Declaration“.

Dass Collective Soul an ihr jüngstes Album mit so viel Elan herangegangen sind, liegt nicht nur daran, dass sie mit El Music Group ihr eigenes Label gegründet haben und das Gefühl der Unabhängigkeit voll und ganz auskosten („Wir haben auch unser eigenes Team zusammengestellt und werden uns den Hintern wund touren.“ Dean Roland). Nach der Veröffentlichung ihrer Greatest-Hits-Compilation mit dem prophetischen Titel „Seven Year Itch“ (2001) gab es auch im Privatleben der Musiker tiefgreifende Veränderungen.

„Ich habe eine Scheidung durchgemacht und Ed wurde ebenfalls geschieden“, so Dean, „aber wie heißt es so schön: Was dich nicht umbringt, macht dich nur noch stärker. Wenn du deine Verletzbarkeit und deine Schwächen erkennst, gehst du daraus erstarkt hervor und das definiert auch deinen Charakter. Ich glaube, das trifft auch auf unsere Band zu.“ Ed ist auch durch die innige Beziehung zu seinem siebenjährigen Sohn mit sich ins Reine gekommen. „Das war wirklich eine sinnvolle Zeit, in der ich gelernt habe, was es heißt, ein Dad zu sein“, strahlt Ed. „Will und Donna haben ebenfalls ein Kind und in der langen Pause kam das zweite. Irgendwie ist jeder von uns ein wenig häuslicher geworden.“ Aber wenn die Band eine Bühne betritt und Tausende von Fans ihnen zujubeln, dann werden aus den gestandenen Männern wieder fünf Berufsjugendliche, die es nicht verlernt haben, ein Haus zum Kochen zu bringen.

Eines der bemerkenswertesten Konzerte in ihrer langen Karriere verbuchten Collective Soul im letzten Jahr im Woodruff Art Center in ihrer Heimatstadt Atlanta. Imposant unterstützt von dem 107-köpfigen Atlanta Symphony Youth Orchestra gab die Band ein unvergessliches Heimspiel – glücklicherweise auf der demnächst erscheinenden DVD „Home“ für die Nachwelt festgehalten. Hier präsentierten Ed Roland & Co. einen exzellenten Set aus alten und neuen Songs in prachtvollen Versionen. Das große Plus der Hits von Collective Soul: Sie klingen stets so vertraut, als wären sie schon immer für das kollektive Gedächtnis eines internationalen Poppublikums vorherbestimmt gewesen. Nun setzen Collective Soul mit ihren formidablen Songs zum Höhenflug in Europa an. Dabei knüpft „Youth“ nicht nur an die besten Tage der Band an, sondern vermittelt auch überzeugend das aufgeregte Gefühl, dass einen am Beginn eines neuen Lebensabschnitts befallen kann. Wären Collective Soul nicht allesamt Musiker, die gerade mal in ihren besten Dreißigern sind, man wäre geneigt, von einem zweiten Frühling zu sprechen. Frühlings- und Sommergefühle wecken sie mit ihrer Musik allemal.

Ed Roland – Gesang/Gitarre/Keyboards
Dean Roland – Gitarre
Joel Kosche – Gitarre
Will Turpin – Bass/Percussion
Shane Evans –Schlagzeug/Percussion

Skyline