CHRISTINA LUX | Biografie

LEISE BILDER

Leise Bilder ist ein beeindruckendes Album mit großartigen Arrangements, klugen philosophisch-poetischen Beobachtungen und wachen, klaren Bildern. Christina Lux' Stimme macht die Songs zu Momentaufnahmen in einer Zeit, in der Innehalten selten geworden ist. Man hört Leben und den Mut, den Dingen zu begegnen. Lux Musik ist leuchtender Songwriter Jazz, in dem die Einflüsse aus den verschiedenen Genres, die sie in ihrer Laufbahn durchquerte, aufblitzen. Sie mischt mit Freude die Elemente aus ihrer Zeit der Soul- und Rockmusik mit A cappella Elementen, unerwarteten Akkordwechseln und viel Raum für Atmosphäre, weit entfernt von Gleichförmigkeit. Christina Lux versteckt ihre Haltung zu dem, was um sie herum passiert, nicht. Farbe zu bekennen, gehört für sie zum Künstlersein dazu. "Ohne Empathie ist alles nichts. Wenn ich mit meiner Musik an das erinnern kann, was ich selbst niemals vergessen will, dann ist das rund für mich." Das macht sie zu einer Lichtgestalt im Meer der Songschreiber.

Nach ihrer Zeit mit der A cappella Gruppe Vocaleros entschied sie sich 1997, nur noch ihre eigene Musik zu machen. Die Vorstellung, ihre Musik der Industrie unterzuordnen, gefiel ihr nicht. Was sie wollte, war die Freiheit, ohne Einschränkung zu schreiben und Alben zu machen. 1998 nahm sie die Band Fury in the Slaughterhouse mit auf deren Klein aber Fein Tour. Und dann wollte sie es wissen: Wie weit komme ich mit meiner Gitarre und meinen Songs, wenn ich das alles selber mache? Sie brachte kurz vor der Tour im Eigenvertrieb die EP She Is Me heraus, schrieb weiter Songs und begann ihre Konzerte selbst zu buchen, Promotion zu machen, den Tourbus zu packen, die Technik zu versorgen und mit ihrer Musik durch die Lande zu reisen. Durch viele großartige Livekonzerte hat sie sich so ein stetig weiter wachsendes Publikum erspielt und konnte dadurch auch Leise Bilder  wieder teilweise über ein Crowdfunding finanzieren.  

Wer sie einmal live erlebt hat, weiß, dass ihr Routine fremd ist. Lux ist Autodidaktin und zelebriert mit beeindruckender Präsenz ihre Musik immer wieder so, als wäre sie gerade im Moment entstanden, erlaubt sich Freiflüge und bezaubert mit ihrer Spielfreude. "Erst auf den Konzerten versteh ich, was die Songs wirklich wollen. Wenn man sie fest hält, können sie nicht fliegen. Das musste ich erst kapieren. In dem Moment, wo ich auf der Bühne stehe, der Sound und das Licht da sind, und ich die ersten Töne spiele, weiß ich, warum ich das alles mache. Es tut schlicht unendlich gut."

Auf den beiden für den deutschen Schallplattenpreis nominierten Alben (Playground von 2012 und Embrace von 2015), waren bereits Songs in deutscher Sprache zu hören. Mit ihrem mittlerweile neunten Album Leise Bilder ist sie nun fast ganz bei ihrer Muttersprache geblieben.

"Die englische Sprache war mir immer sehr nah. Ich wollte und konnte tiefe und auch bittere Dinge verpacken und war dennoch immer ein wenig geschützt. An dem Punkt, an dem die neuen Songs nur noch in deutscher Sprache kamen, ließ ich es einfach zu. Es war wie eine Reise in die Unmittelbarkeit, noch weiter raus aus dem Versteck. Die Zeit war reif für dieses Album in der Muttersprache und ich war es auch." 

Produziert hat Christina Lux das neue Album mit ihrem Weggefährten, Oliver George, mit dem sie bereits zu Beginn der 1980er Jahre gemeinsam in einer Rockband spielte. Vor fünf Jahren sind sie sich wiederbegegnet und begannen gemeinsam zu schreiben, zu arrangieren und im Wohnzimmerstudio Songs aufzunehmen. "Mir Zeit zum Schreiben zu nehmen, immer wieder Ideen auf den Kopf zu stellen und an Texten und Arrangements zu feilen, hat mir gutgetan", sagt Christina Lux. Mit Oliver George hat sie einen ungewöhnlich vielseitigen Musiker an ihrer Seite, der mit seinem feinen Sinn für Arrangements, und mit Schlagzeug, Bass, Gitarre, Tasten und Stimme, die Songs mit ihr zum Leuchten gebracht hat.

Minimalistische Arrangements, wie im Song Vergehen, der nur mit einer zarten Finger-Picking Gitarre, einem schwebenden E-Gitarrensound und Gesang live eingespielt wurde, tragen die innigen Zeilen: „Würd' ich jetzt in diesem Moment vergehen. Ich bereute nichts.“. Und es gibt große Arrangements, wie im Song Reise, in dem der mit der Bariton-Gitarre gespielte bassbetonte Lauf dominiert, um dann im hymnischen Refrain zu einer ganz anderen Reise einzuladen, "... da, wo noch zählt, dass du ein Mensch bist, der ein Herz hat, das noch sieht, wenn einer fällt." Ein Song, der deutliche Worte findet zu Vorurteilen und der Unfähigkeit, dem zu begegnen, was einem fremd ist. Christina Lux' Motor beim Schreiben ist die Suche nach dem, was auf der Reise durch das Leben an Persönlichkeit, Hingabe und Ursprünglichkeit verloren gegangen ist. Und danach, wo all diese Dinge sich wieder verbinden. 

Lux Musik bewegt sich fließend zwischen Folk, Soul und Pop, und immer wieder zeigt sich ein ungewohnt offener Akkord, der gewohnte Sounds aufbricht. In dem anderthalbminütigen Song Uhr bringt sie, nur von ihrer Gitarre begleitet, mit wenigen Bildern einen dichten Kurzfilm auf die Reise. Geschichten erzählt von Erinnerungsbildern, die sich festsetzen und zur Wahrheit werden, und von der ewigen Suche nach dem, was fehlt, ohne hinzusehen, was schon ist. Und immer wieder taucht das Sehnen nach Heimkommen auf. 

Weitere Glanzlichter auf dem feinfühlig arrangierten Album Leise Bilder sind die großartigen Gastmusiker, die alle Weggefährten von Christina Lux sind oder waren. So hört man auf dem Song Meer die bluesige 12-saitige Gitarre von Stoppok, mit dem sie einige Konzerte als Artgenossin gespielt hat und auch auf seinem letzten Album im Background zu hören war. "Stoppok ist einer meiner Helden, ein großartiger Musiker, ich freu mich sehr." 

Mit Laith Al-Deen war sie 2004 als Gastsängerin unterwegs. "Seine grandiose Stimme passte so wunderbar in den Song Losfliegen, dass ich ihn einfach fragen musste." Im gleichen Jahr traf sie auch den Trompeter Joo Kraus, der schon auf dem Album Coming home at last von 2006 Trompete gespielt hatte. Sein jazziges Flügelhorn hört man auf dem Song Wege

Der Gitarrist und Songschreiber Dennis Hormes begegnete ihr erstmals 1995. Für den Song Moment spielte er ein lebendig-rauhes Gitarrensolo ein. Den Song Tag durchzieht Markus Segschneiders Pedal-Steel-Gitarre mit dezenten Country Anklängen. Die beiden Bassisten Frieder Gottwald und Marius Goldhammer sind zu hören und auch der Keyboarder Axel Steinbiss mit Orgel und Klavier. Darüber hinaus konnte Christina Lux für die Aufnahmen den Grammy-Preisträger Klaus Genuit vom Hansahaus-Studio Bonn gewinnen, der dieses Album in einem durchlässigen, großartigen Sound aufgenommen und gemischt hat. Den letzten Feinschliff bekam das Album in den Riverside Studios Köln von Ralf Kemper, ebenfalls Grammy-Preisträger, beim Mastering. 

Christina Lux zeigt auch mit diesem runden, tiefsinnigen Album, dass sie ohne Frage zu den besten Singer-Songwriterinnen dieses Landes gehört.   

"Musik zu beherrschen, ist mir gar nicht so wichtig. Ich muss die Songs kommen lassen, mich auf die Lauer legen und gut zuhören, was sie erzählen. Sie machen mehr mich zu ihrem Werkzeug, als umgekehrt. Meine Gitarre weiß, was es braucht. Musik entsteht bei mir immer dann, wenn ich nicht versuche, sie zu begreifen. Sie ist viel weiser, als ich selbst."

Manchmal sind es die leisen Bilder, die am meisten aussagen.

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